Teil 1: Rohstoffe: Sehen wir schon den Anfang eines langfristigen Zyklus steigender Notierungen?
Die geldpolitische Kehrtwende der großen Zentralbanken, eine rekordhohe Inflation und die Unsicherheit aufgrund von gespannten Lieferketten und Russland-Sanktionen haben bei nahezu allen Anlageklassen zu massiver Volatilität geführt. Die Marktbewegungen bedeuten Chancen für trading-orientierte Investoren. Die Zeiten, in denen auskömmliche Renditen mit Buy-and-Hold-Strategien aufgrund stabiler makroökonomischer Rahmenbedingungen erzielt werden konnten, scheinen fürs Erste vorbei. Um die Chancen zu nutzen, spielt allerdings eine zuverlässige, genau zugeschnittene Datenversorgung, eine viel größere Rolle.
Teil 1: Rohstoffe: Sehen wir schon den Anfang eines langfristigen Zyklus steigender Notierungen?
Im Gegensatz zu vergangenen Zyklen sind die Preise nahezu sämtlicher Güter zuletzt stark angezogen. Das ist ein wichtiger Unterschied zu früheren Entwicklungen zum Beispiel in den 2000er Jahren, als nur die Preise bestimmter Rohstoffe gestiegen waren. Zudem stecken hinter dem Preisanstieg bei vielen Rohstoffen nicht spekulative Käufe, sondern echte realwirtschaftliche Nachfrage.
Beispiel Erneuerbare Energien: Ohne Rohstoffe gibt es keine Solaranlagen, keine Elektroautos und keine Windkrafträder. Die Produktion eines Rads benötigt bis zu 30 Tonnen Kupfer und eine Tonne Seltene Erden. Nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) werden für eine moderne Photovoltaikanlage doppelt so viele metallische Rohstoffe benötigt wie für ein Kohlekraftwerk mit einer ähnlichen Leistung. Das hat vor allem für Deutschland eine große Bedeutung, denn bis zum Jahr 2050 soll sich der Anteil der erneuerbaren Energien weltweit verdoppeln. In Deutschland soll bis 2035 der Strom vollständig aus erneuerbaren Quellen stammen.
Die Nachfrage ist bei vielen Rohstoffen bereits so hoch, dass eine weitverbreitete Knappheit bei vielen Rohstoffe besteht, die sich an der sogenannten Backwardation der Rohstoff-Futures ablesen lässt: Ihre aktuellen Preise liegen über den Preisen vergleichbarer Kontrakte für zukünftige Lieferungen, was durch positive Carry-Zahlen angezeigt wird.
Das deutet auf eine starke Nachfrage, ein geringes Angebot und niedrige Lagerbestände hin, was in der Vergangenheit in der Regel ein hohes Ertragspotenzial erwarten ließ. Die Backwardation bei Rohstoffen ist zudem aktuell breit angelegt – ein seit Jahren nicht mehr gesehenes Phänomen. Aus historischen Erfahrungen ist zu beachten, dass Rohstoff-Zyklen über mehrere Jahre andauern können. Um eine hohe Nachfrage durch ein höheres Angebot zu bedienen, sind in der Regel jahrelange Vorbereitungen nötig, um neue Vorkommen zu erschließen und auszubeuten.
Supported by Tobias Hartmann, Infront